Ein Interview mit Yassin al-haj Saleh

Marina Naprushkina im Gesprach mit dem syrischen Schriftsteller Yassin al-haj Saleh. Aus dem Englischen von Laura Katzauer. Fotos: Uma Bockemühl

Yassin, ich möchte dich so viel fragen, über die syrische Revolution, über den Krieg und die Belagerung, über deine 16 Jahre lange Haft, über die Zeit danach in der Türkei und jetzt in Berlin und über die Liebe.
In den Briefen, die du an deine Frau Samira Khalil richtest (Samira Khalil wurde 2013 entführt und bis heute nicht gefunden), sagst du “Dein Mann ist schließlich immer noch der Autor, der nur das Wort als Waffe hat.” Was denkst du, gegen was müssen wir heute unsere Waffen richten?

Die Beziehung zwischen Worten und der Syrischen Revolution ist ziemlich einfach. In der Revolution ging es darum, sich die Politik anzueignen, das heißt, den Diskurs über öffentliche Situationen und Versammlungen sowie öffentliches Protestieren. Davon ausgehend, denke ich, ist es relativ angemessen zu sagen, dass es in unserem Widerstand im Grunde um Worte ging: sie zu benutzen, zu verstehen und mit ihnen zu protestieren. Sowohl die Revolution als auch die Worte wurden während der neun trojanischen Jahre, in denen Syrien von unmenschlichen Mächten auf ein Schlachtfeld reduziert wurde, niedergeschlagen, wohingegen Syrer*innen in Schweigen und Abwesenheit zurückgedrängt wurden, vertrieben, verarmt, ‘subalterniert’ und jeglicher Worte über das eigene Schicksal beraubt.

Ich denke also, unsere Worte sollten sich gegen diejenigen richten, die unsere Abwesenheit produzieren, oder deren Errichtung der eigenen Existenz auf der Erzeugung und Verstärkung unserer Abwesenheit gegründet ist. In erster Linie ist das das genozidale dynastische Regime, dessen höchstes Ziel es ist, für immer an der Macht zu bleiben, und welches das Land an auswärtige Mächte ausgeliefert hat, um deren Schutz zu gewinnen. Dann das hierarchische und rassistische internationale Regime, basierend auf den souveränen Staaten, das schnell genozidal umschlagen kann, vor allem im Zeitalter des sogenannten ‘Kriegs gegen den Terror’. Und drittens, im syrischen Kontext, der nihilistische Islamismus, der den muslimischen Ländern viel Schaden und Leid zugefügt hat, meiner Meinung nach aber schon auf dem Rückzug ist. Diese drei Akteure monopolisieren das Recht zu sprechen und die rechtmäßige Existenz und Präsenz. In unserem Widerstand gegen sie geht es darum, uns selbst zu repräsentieren, für uns selbst zu sprechen als Menschen, die ein „Recht auf Rechte” haben, wie Hannah Arendt es formuliert hat, und um eine anerkannte Daseinsberechtigung. In diesem Zusammenhang ist die Abwesenheit von Samira für mich ein Grund und eine Motivation, aber auch und ein Symbol dieses nationalen und globalen Zustands.

In deinem Essay über die Kritik am Konzept der Solidarität sagst du, dass Solidarität einer Ware gleiche und dass heute ein „Markt der Solidaritäten” existiere. In einer der Diskussionen hast du gesagt, dass wir letztlich nicht bereit seien, für unsere Überzeugungen zu kämpfen, so wie du es getan hast. Du bist damals 16 Jahre inhaftiert gewesen, weil du Mitglied der kommunistischen Partei geworden bist. Die Künstlerin Milica Tomic stellt diese Frage in einer ihrer Arbeiten: “Wofür sind sie bereit heute unser Leben zu geben?” Leben wir in einer Zeit der Opportunisten? Womit hängt diese Entwicklung zusammen?

CopyNun, ich hatte nicht die Absicht, Leuten vorzuwerfen, dass sie nicht so für ihre Überzeugungen kämpfen „wie ich”. Zum einen hat es sich so ergeben, dass ich nicht anders kann. Mir wäre ein weniger schmerzhafter und weniger verzweifelter Kampf lieber gewesen. Ich hatte nur den Eindruck, Solidarität würde zu einer passiven Alternative zu einem eher aktiven Engagement im Kampf für eine bessere Welt. Es scheint sich fast so zu verhalten dass sich die Gewissen im Westen darüber erleichtern, dass sie, sich einen Kampf aussuchen und ihre Vertreter patronisieren. Diese Praxis ist weit davon entfernt, eine Kraft zu sein und uns selbst und die Welt zu verändern. Diese Art von Solidarität ist quasi gleichzusetzen damit, gar nichts zu verändern. Es scheint so, dass Menschen, die sich mit dieser oder jener Sache solidarisieren, die sie sich auf dem Markt der Solidaritäten aussuchen, dazu neigen, eine Art selbstgefälliges Bewusstsein zu entwickeln, das jeglichen Drang, sich selbst zu verändern auslöscht, wie auch den Willen gegen diese Selbstzufriedenheit zu kämpfen,.

Die Niederlage des Kommunismus in den 1980er Jahren hat die neoliberale, kapitalistische Ordnung normalisiert, sogar für diejenigen, die dagegen waren. Dies funktionierte nach einer Art TINA-Prinzip (There is no Alternative/ Es gibt keine Alternative) wie von Margret Thatcher. Wir befinden uns nun seit über drei Jahrzehnten in dieser Ära und das ist eine lange Zeit. NGOisierte Solidarität gehört in genau jene Ordnung dieses Systems. Jetzt, „nach” Syrien und inmitten der Coronakrise heute, glaube ich, dass der Bedarf an neuen Formen von Engagement und Teilhabe an gegenwärtigen Kämpfen extrem hoch ist. Wir befinden uns an einem Scheideweg, der entweder zu erneuerten Formen von Faschismus und Rassismus im Namen von ethnischen Bindungen und Traditionen führen kann, der Weg den Aleksander Dugin, Putins Ideologe, fordert, oder zu militanteren und emanzipatorischeren Formen eines Kampfs für Gleichheit, menschliche Würde und Leben auf diesem Planeten. Ich würde mir wünschen zu sehen, wie Menschen die Formen von gönnerhaften, selbstgefälligen und wählerischen Praktiken von Solidarität verlernen und sich mit dem Kampf um Gleichheit und Freiheit verbinden.

Nach dem zweiten Weltkrieg haben die Bevölkerungen der betroffenen Länder an dem Wiederaufbau ihrer Häuser, Schulen und Städte gearbeitet. Das hat, glaube ich, dieser Generation geholfen, das Grausame was sie im Krieg durchgemacht haben, zu überstehen. Das ist in Syrien nicht der Fall. Im Land selbst sind der Krieg und die Diktatur nicht vorbei. Die Menschen, die aus Syrien weggegangen sind, leben in unterschiedlichen Ländern und nicht vielen gelingt es nicht mal einen Anteil am sozialen Leben im Exil zu haben. Welche Erfahrungen machst du und deine Landsleute hier in Berlin? Wie kann Berlin zu einem neuen Zuhause werden?

 Erlaube mir kurz zu erklären, warum das in Syrien nicht der Fall ist. Anders als in Ruanda1994 und Kambodscha in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre oder sogar in Nazi-Deutschland, ist das genozidale System in Syrien in ihrer Macht neu gefestigt. Es wurde nicht das geringste Maß an Gerechtigkeit erzielt, kein politischer Wandel, keine Anerkennung des Leidens des syrischen Volks, nichts. Es könnte sogar zu einem noch größeren Völkermord kommen. Warum? Im Wesentlichen ist unser Widerstand einer gegen den Rassismus, jedoch ohne Rassen. Aber Rassen werden wiederum, nach Franz Fanon, überall erst durch Rassismus and Diskriminierung konstruiert. So kommt es, dass unsere „Rassen” Sekten genannt werden und die islamophobische Weltordnung heutzutage formt eine strategische Tiefe für diese spezielle Form von Rassismus. Für diese Ordnung ist es hilfreich, dass es eine Handlungsmacht gibt, die sich „der souveräne Staat” nennt, und die sich damit beschäftigt, syrische Schwarze umzubringen. Aus diesem Grund hört man keine Proteste gegen russische Grausamkeiten in Syrien. Es ist einfach eine Neuauflage der alten “mission civilisatrice”.

Mit Freund*innen und Kolleg*innen produzieren wir weiterhin Ideen und Analysen für ein besseres Verständnis unseres Widerstands, unserer Exile und der Welt. Wir verteidigen unsere Handlungsmacht, sei es politisch, ethisch oder epistemologisch, als Individuen oder als Volk. Wir wehren uns dagegen, auf humanitäre Fälle oder passive Opfer reduziert zu werden. Es ist ziemlich schwer, konstant weiterzukämpfen, wie du dir vorstellen kannst, und so kommt es, dass wir manchmal extrem erschöpft sind, aber wir sind uns darüber im Klaren, dass die Aufrechterhaltung unseres Widerstands entscheidend ist. So kommt es, denke ich, dass viele von uns versuchen, diese beiden Dinge unter einen Hut zu bekommen: ein Leben zu führen, das so normal wie möglich ist, und zugleich das verlassene Land zu repräsentieren. Außerdem sind wir uns der Notwendigkeit bewusst, unser Anliegen mit den anderen Anliegen in der Welt zu verbinden: eine gesunde Menschheit und ein gesunder Planet. Ich glaube, dass wir auf dieser Ebene einen Schritt nach vorne machen.

Wir haben heute viel bessere Möglichkeiten weltweit Informationen auszutauschen, Fotos zu machen, um Krieg und Verbrechen zu dokumentieren, uns zu vernetzen. Aber was verhindert dann die Solidarität, die auch zur Handlung wird?  

Falls meine Analyse der Solidarität richtig sein sollte, dann ist ihre Nicht-Umsetzbarkeit in Handlung  wesentlicher Bestandteil des Konzepts. Solidarität ist dafür konzipiert, ein gutes Gefühl zu geben, nicht dafür, tatsächlich etwas Gutes zu tun.

Abgesehen davon gibt es in unserer Welt heute nicht besonders viel Solidarität. Im Westen (und Solidarität mit ihrem ganzen Markt und gönnerhaften Eigenschaften ist eine Ware, die hauptsächlich im Westen produziert wird) wird Solidarität nur an diejenigen verteilt, die nicht anders sind als wir, die eigentlich genau gleich sind wie wir selbst. Es ist also eine narzisstische Sache, eine Art von ‘Ich liebe mich selbst’-Beziehung. Was ich sagen möchte ist, dass es zusätzlich dazu, dass es eine Machtbeziehung ist, der eine Gleichheit und Gegenseitigkeit fehlt, Solidarität, so wie sie heutzutage ausgeübt wird, auch noch selbstverliebt und exklusivistisch ist.

Mir ist vollkommen klar, dass es viele wunderbare Menschen gibt, die vollkommen aus diesem selbstverliebten und selbstgefälligen Schlag herausfallen und die ihren solidarischen Aktivismus als einen Teil eines größeren Kampfs sehen, um die Welt herauszufordern und zu verändern, welche voll von Rassismus, Diskriminierung und Schikane ist. Vielleicht ist genau jetzt die richtige Zeit für neue Bewegungen und Gemeinschaften, die auf Gleichheit, Respekt, Vielfalt und Mut beruhen.

Ich komme aus Belarus, unser erster Präsident ist seit 1994 an der Macht. Die Diktaturen heute sind stabiler denn je. Wie ist das zu erklären?

26 Jahre? Bereitet eurer Präsident auch seinen Sohn darauf vor, ihn zu beerben, so wie unserer es getan hat? Wir sind nun seit ganzen 50 Jahren unter der Herrschaft der Assad Familie. Wegen des geopolitischen Jochs (im Grunde Israels Überlegenheit), geo-ökonomisch (hauptsächlich Ölvorkommen des Golfs) und geo-kulturell (Islam… etc.), ein Joch, das der Nahe Osten genannt wird, wo schon als ich jung war viele tausende in Syrien umgebracht und in ähnlichen Zahlen eingesperrt und gefoltert wurden, und jetzt, wo ich schon in meinem sechsten Jahrzehnt bin, sind es hundert tausende, und mehrere Millionen Vertriebene. Unsere erste Folter war während des letzten Jahrzehnts der Ära des Kalten Kriegs, und die nächste im Zeitalter des “Kriegs gegen den Terror”, was im Grunde nichts als ein weiterer Folterkrieg ist, wie viele Kolonialkriege in der Vergangenheit (und in der Gegenwart: Palästina). Russland ist der hauptsächliche Protektor des genozidalen Systems von heute. Ich denke, dein Land, Belarus, ist auch ein russisches Protektorat, und dass euer Lukashenko seinen Handlungsspielraum gegenüber seinem Volk ausweitet, dadurch dass Putin ihn gewähren lässt, dieser ultra-nationalistische Führer, der sich auf verfassungsrechtliche Veränderungen vorbereitet, um noch 16 weitere Jahre an der Macht zu bleiben. Das ist lebenslange Freiheitsstrafe für Russland und höchstwahrscheinlich auch für das viel kleinere Belarus.

Das putinistische Russland ist unsere Plage, und während sie unser Land dominieren, scheren sie sich nicht um das Volk, und höchstwahrscheinlich auch nicht um Assad selbst, es geht um ihre Größe und ihre imperialistische Hybris. Putin selbst rühmt sich damit mehr als 200 Waffensysteme in Syrien zu testen. Er hat sich selbst dazu beglückwünscht, dass Russland 15 Milliarden US Dollar an Waffenexporten hat, und dass noch weitere 55 Milliarden geplant sind.

Deine Frau und du machen klar, dass in Syrien ein Weltkrieg geführt wird, aber gerichtet gegen ein Volk. Kannst du das genauer ausführen?

 Samira hat das kurz nach dem chemischen Massaker im August 2013 und dem anschließenden Abkommen über den Einsatz chemischer Waffen im September des gleichen Jahres zwischen den USA und Russland, das noch viel krimineller war, als das Massaker selbst, so formuliert. Die Bedeutung des Massakers, dem direkt das Abkommen folgte, ist: du kannst dein Volk mit chemischen Waffen umbringen, und dann mehr in die internationale Politik eingebunden sein als jemals zuvor, während deine Opfer von der Politik immer mehr ausgeschlossen werden, wofür sie bis zu dieser Zeit mit 100.000 Leben bezahlt haben. Die Syrer*innen wurden noch wortloser seit Samira abwesend gemacht wurde. Ich kann nur wiederholen, dass der „Krieg gegen den Terror”, der die Rechtfertigung hinter dem schmutzigen Deal war, und der vielen in der Welt dazu verholfen hat, blind zu werden gegenüber der Viktimisierung der Syrer*innen, keineswegs ein Krieg ist; es ist eine Folter, und es hat die Demokratie überall auf der gesamten Welt seit Jahrzehnten geschwächt. Es ist tragisch, dass viele nichts als das Paradigma des „Kriegs gegen den Terror” finden, um den Kampf gegen die Covid-19 Pandemie zu formulieren.

Was hat man aus der syrischen Revolution gelernt? Und warum redet man heute kaum über sie?

Ich denke, Syrien wurde zum Opfer gemacht auf dem Altar einer institutionalisierten langfristigen Gleichgültigkeit und Achtlosigkeit auf der globalen Ebene gegenüber was immer auch im Nahen Osten passiert, verankert in Rassismus in der Form von Islamophobie und blinder Unterstützung einer rassistischen Staatsorganisation wie Israel, gefestigt von den Golfstaaten, die von extrem korrupten und patriarchalen Dynastien regiert und vom Westen seit einem ganzen Jahrhundert oder mehr unterstützt werden. All das konvergiert, um den syrischen Widerstand gegen ein genozidales und rassistisches Regime unsichtbar und bedeutunglos zu machen. Der Nahe Osten ist der Name einer Region, in welcher der Kolonialsmus nie geendet hat. Die USA sind ein wesentlicher Teil des Nahost-Systems, während sie sich geografisch außerhalb der Region befinden. Europa ist genauso Teil des Systems und nun etabliert sich auch Russland darin.

Wir müssen das genau verstehen und die kulturalistische Denkweise verlernen, welche die Politik auf Kultur und die Kultur auf Religion reduziert, die im Westen (und der Welt) noch immer dominant ist, wenn es um diese Region geht. Der “säkulare” Westen sollte sein Verständnis über eine Region säkularisieren, um in der Lage zu sein, irgendetwas darüber zu verstehen, insbesondere das Aufkommen des nihilistischen Islamismus zwischen den 1980ern und dem Arabischen Frühling. Syrien ist ein Mikrokosmos ohne Worte, und ich denke dass wir jetzt eine Syrisierte Welt sehen, die sich selbst verfehlt, sowie die Syrer*innen verfehlt wurden, und liegen gelassen wurden, um massakriert, entmenschlicht und überflüssig gemacht zu werden, um Hannah Arendts Terminologie zu verwenden.

Über Syrien wird deshalb heute nicht mehr geredet, weil Regierungen und Medien so erfolgreich darin waren, jedes auch nur annähernde Verständnis des größten Kampfes dieses Jahrhunderts zu  unterdrücken. Sie sehen, dass es kompliziert ist, und drehen dem was dort passiert den Rücken zu. Mit Sicherheit ist die Lage kompliziert in Syrien, aber sie ist analysierbar, auf eine Weise, die die Komplikatoren in Aktion zeigt: die Anführer von ihnen sind Russland, die USA und ihre Satelliten und Israel, seit Jahrzehnten. Ich möchte auch noch anmerken, dass es jetzt immer wichtiger wird, das Syrische Problem zu verstehen, genau deswegen weil die Welt fortschreitend syrisiert wird.

Der Russische Schriftsteller Warlam Schalamow, der über 15 Jahre in der Kolyma-Region verbracht hat gilt als Chronist des Gulag Lagers. Er sagte, dass die Menschen die Lagererfahrung nichts lehrt. Heute befinden sich in Syrien Tausende in den Gefängnissen von Assad. Gibt es Hoffnung, dass diese Menschen irgendwann zu ihren Familien zurückkehren werden? Und eine persönliche Frage, du musst nicht antworten: Wie ist es einen Tag, einen Monat, 10 Jahre in Haft zu verbringen? Was hat dir geholfen diese Zeit durchzustehen?

Als „Absolvent” des Gefängnisses, tendiere ich dazu, anderer Meinung zu sein als Schalamow. Unsere Erfahrungen, wie grausam sie auch sein mochten, in Ideen und Bedeutungen umzuwandeln, ist das, was uns hilft, uns von ihnen zu befreien und sie in die Vergangenheit gleiten zu lassen. Ich bin erst vor kurzem auf die Arbeiten von Viktor Frankl gestoßen, aber meine Arbeit hatte sich auf Bedeutungen konzentriert, die nicht sehr verschieden von dem österreichischen Psychologen und Holocaust Überlebenden sind, allerdings ausgehend von der etymologischen Verbindung zwischen Bedeutung und Leiden im Arabischen. Unsere Erfahrungen darzustellen und Bedeutungen von ihnen zu erzeugen, befähigt uns dazu mit anderen zu kommunizieren und eine Gemeinschaft von Leiden und Bedeutung mit ihnen aufzubauen. Geschichte und Gesellschaft sind von diesen Erfahrungen geprägt.

Ich schreibe diesen Erfahrungen nicht zwangsläufig kreative oder positive Werte zu, die für so viele so zerstörerisch waren. Ich meine lediglich, dass wir die zerstörerische Kraft durch diese Darstellungen unserer Erfahrungen und der Erzeugung von Ideen und Bildern, reduzieren können. In ihrem Wesen sind sie bedeutungslos und dazu da, um uns bedeutungslos zu machen. Wir wehren uns dagegen, indem wir diese Erfahrungen verkörpern und sie in unsere Leben integrieren und Befreiung erfahren und so die Grausamkeit und Zerstörung überwinden. Trotzdem ist sogar diese Art von Befreiung in keiner Hinsicht eine gerechte Entschädigung. Es gibt keine Möglichkeit auf Entschädigung. Es gibt keinen Ersatz für die zwanziger und dreißiger Jahre unseres Lebens, die vom Monster des Gefängnisses verschlungen wurden. Und in meinem Fall wurden die meisten dieser Jahre verschlungen. Aber wir müssen dieses Monster zähmen so gut wir können, um dazu in der Lage zu sein es zu überleben. Manche von uns haben das geschafft. Und ich denke das ist die wahre Leistung von Widerstand. Manchmal, vor allem seit Samiras stiller Abwesenheit, frage ich mich, ob ich mich nicht selbst in ein Monster verwandelt habe. Kann man Monstrositäten wirklich überleben?